Erdbeben in Haiti: Mein
Trinkwassereinsatz in Port-au-Prince
Fast drei Wochen nach dem verheerenden
Erdbeben in Haiti wurde ich als Mitglied der
THW-Schnell-Einsatz-Einheit-Wasser-Ausland (SEEWA) in den Trinkwassereinsatz
nach Port-au-Prince geschickt. Am Freitag, den 15.01.2010, war es eine ganz
ungewöhnlich Alarmierung für den Haiti-Einsatz: während einer beruflichen
Dienstreise in den USA. Mein Arbeitgeber, die Lufthansa Technik, hatte
dankenswerterweise gleich Verständnis und stimmte meiner sofortigen Abreise
zu, um mich in Hamburg einsatzbereit für Haiti zu melden.
Aus unterschiedlichsten Gründen verzögerte sich die Abreise dann allerdings
doch noch bis zum 30.01.2010 so dass wir nicht wie ursprünglich mal
angedacht ein paralleles THW-Einsatzteam darstellten, sondern die Ablöse für
die bereits Mitte Januar gestarteten Kräfte des ersten Teams. Ich startete
in Hamburg am Flughafen gemeinsam mit dem Fachhelfer Elektro und wir trafen
in Frankfurt zwei weitere Helfer unseres Teams: die Laborantin und der
Maschinist. Die Anreise über Philadelphia und Santo Domingo verlief stressig
aber im Endeffekt reibungslos – nur unser Gepäck kam leider erst nach drei
Tagen in Port-au-Prince an. Mit insgesamt sieben Helfern wurden in
unmittelbarer Nähe des Flughafens zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen vom
Typ ‚Berkefeld 6’ betrieben, die neben einem benachbarten Flüchtlingskamp
mit 6.000 Personen auch Krankenhäuser, ein Waisenhaus sowie viele
internationale Hilfsorganisationen für Ihre jeweiligen Projekte mit Wasser
versorgten. Im 30 Kilometer entfernten Ort Léogâne wurden darüber hinaus
zwei Anlagen von einem ebenfalls siebenköpfigen Team mit Unterstützung
lokaler Arbeitskräfte betrieben sowie ein Camp als Anlaufstelle für deutsche
Hilfsorganisationen eingerichtet.
Meine Aufgabe als SEEWA-Logistiker war es, neben der Unterstützung des
Einsatzteams eine reibungslose Material- und Lebensmittelversorgung für die
THW-Teams in Port-au-Prince und Léogâne sicherzustellen. Dies beinhaltete
sowohl die Nachbeschaffung der benötigten Chemikalien und Laborausstattung
aus der dominikanischen Republik oder Deutschland als auch die Beschaffung
von Verpflegung und sonstigen Ersatzmaterialien. Eine Abstimmung erfolgte
mit anderen deutschen Hilfsorganisationen, dem THW-Team in der deutschen
Botschaft und den vielen Vertretern der Vereinten Nationen: es entsteht in
meinen Augen sehr schnell eine enge Zusammenarbeit aller Hilfsbereiten vor
Ort und es ist schön, wenn man sich gegenseitig unterstützen kann. Die
Versorgungsfahrten führten natürlich täglich an tausenden zerstörten
Gebäuden sowie zahllosen Flüchtlingskamps und Feldhospitalen vorbei – es
wird wohl Jahre dauern, bis auf Haiti wieder ein Stück Normalität Einzug
halten wird.
Aber auch ich als Logistiker muss die Handgriffe an der Trinkwasseranlage
beherrschen, da Krankheitsausfälle bei einem so kleinen Team nur durch
sofortiges Einspringen anderer Helfer ausgeglichen werden können. Die Hitze
und die Anstrengungen führen immer wieder zu Durchfallerkrankungen, die das
Team schwächen, so dass ich mehrfach um 05:30 mit den Kollegen aufstand um
zunächst den Berkesil-Filter anzuschwemmen und die Trinkwasserproduktion zu
starten. Gleichermaßen habe ich mit den Kameraden die Roh- und
Reinwasserbecken überwacht, Rohwasserbecken gereinigt und bei der
Trinkwasserabgabe sowohl an die Tankfahrzeuge als auch direkt an die
Bevölkerung geholfen. Die Dankbarkeit der haitianischen Bevölkerung –
insbesondere der Kinder – für das an der eigenen Abgabestelle verteilte
Trinkwasser sind Lohn und Motivation für uns gewesen, bis an die
Leistungsgrenze zu gehen und im Camp Port-au-Prince im Spitzenwert über
325.000 Liter Trinkwasser am Tag zu produzieren.
Haiti war für mich nach
Uganda
2007 der zweite Auslandseinsatz meiner SEEWA-Mitgliedschaft und es war
erneut ein wunderschönes Gefühl, Teil der internationalen Hilfe zu sein. Ich
bedanke mich bei allen, die das möglich gemacht haben – insbesondere bei
meiner Familie, aber auch bei den Kameraden im OV Hamburg-Nord, die sich
während meiner Abwesenheit so freundlich um das ein oder andere gekümmert
haben.
Bericht: Nicolas Fuchsius
Fotos
Berichte auf www.thw.de
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Nicolas Fuchsius.

Trinkwasseraufbereitungsanlage.

Rohwasserbecken.

Spaß mit haitianischen Kindern.

Abflug des zweiten Teams.
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